Kuno Klötzer
Kuno Klötzer (* 19. April 1922 in Geyer) ist ein ehemaliger deutscher Fußballspieler und –trainer, der mit dem Hamburger SV im Jahre 1977 den Europapokal der Pokalsieger gewonnen hat.
Inhaltsverzeichnis
Laufbahn
Spieler, 1932 bis 1952
Seine Jugend erlebte Kuno Klötzer im westlichen Teil des Erzgebirges, in Geyer. Im heimischen VfB pflegte er im Sommer den Umgang mit dem Fußball, im Winter fuhr und sprang er Ski. Mit 18 Jahren wurde er zur Wehrmacht eingezogen und im Russlandfeldzug wurde er dreimal verwundet. Bei Kriegsende geriet er in englische Gefangenschaft. Nach dem Lageraufenthalt in Stade verschlug es ihn nach Helmstedt. Dort begann er wieder mit dem Fußball und schloss sich dem Helmstedter SV an. Mit dem „HSV“ schaffte er 1947 den Einzug in die Verbandsliga Braunschweig. Als der Mann aus Sachsen im Jahre 1949 als Spieler-Trainer mit der Mannschaft vom Bötschenberg die Qualifikation für die neu geschaffene Amateur-Oberliga Ost erreicht hatte, nahm er zur Runde 1949/50 das Angebot von Werder Bremen an und wurde Vertragsspieler in der Oberliga Nord. In Helmstedt hatte er sich seinen Lebensunterhalt als Platzwart und als Angestellter in der Fahrbereitschaft der Kreisverwaltung verdient.
Das Debüt in der Oberliga gab Klötzer am ersten Spieltag der Runde 1949/50, am 4. September 1949, beim 3:0 Auswärtssieg bei Göttingen 05. Gemeinsam mit Torhüter Dragomir Ilic und dem Verteidigerpaar Herbert Burdenski und Richard Ackerschott hielt der Mittelläufer den Angriff der 05er in Schach. Durch eine Knieverletzung beendete Klötzer seine Spielerlaufbahn vorzeitig und kam deshalb von 1949 bis 1952 nur zu 29 Einsätzen mit zwei Toren bei Werder Bremen. Da er bereits 1949 unter der Lehrgangsleitung von Sepp Herberger an der Sporthochschule in Köln im zweiten Kurs nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgreich die Trainerausbildung zum Fußball-Lehrer absolviert hatte, nahm er zum 1. Juni 1952 eine Verbandstrainertätigkeit beim Niedersächsischen Fußballverband auf und übernahm ab dem 1. August die sportliche Leitung der NFV-Sportschule in Barsinghausen.
Trainer, 1952 bis 1982
Verbandsarbeit, Oberliga, Regionalliga, Bundesliga, bis 1972
Mit dem neuen Verbandstrainer spielte sich die Auswahl von Niedersachsen im Länderpokal-Wettbewerb der Saison 1952/53 mit Erfolgen gegen Berlin, Bremen und im Halbfinale gegen Hessen in das Finale. Am 25. April 1953 verlor der Gastgeber mit Heinz Conradi von Eintracht Nordhorn und den zwei Braunschweiger Akteuren Heinz Senftleben und Werner Thamm aber mit 2:5 Toren gegen das überlegene Team aus Bayern, welches von Fritz Semmelmann und Hans Zeitler angeführt wurde.
Ab Februar 1953 hatte Klötzer - neben seiner Tätigkeit beim Verband - SV Arminia Hannover als Interimstrainer vor dem Abstieg aus der Oberliga Nord bewahrt. Nach dem Saisonende zog es ihn endgültig in die Vereinstätigkeit und er nahm deshalb das Angebot von Fortuna Düsseldorf aus der Oberliga West zur Runde 1953/54 an.
Vier Runden betreute er die Mannschaft vom „Flingerbroich“. Von 1955 bis 1957 belegte er jeweils mit der Fortuna den sechsten Platz im westdeutschen Oberhaus. Dann folgte 1957/58 eine Saison bei Hannover 96 in der Oberliga Nord ehe es ihn wieder in den Westen zog. Drei Runden betreute er von 1958 bis 1961 Preußen Münster. Als er 1961/62 den Aufsteiger in die Oberliga, Schwarz-Weiß Essen übernahm, führte er die Mannschaft vom Uhlenkrug um die Mannen Theo Klöckner, Manfred Rummel, Heinz Steinmann und Horst Trimhold auf den vierten Rang. Zum Start der Fußball-Regionalliga West 1963/64 kehrte er wieder zu Fortuna Düsseldorf zurück. In den ersten beiden Runden belegte Klötzer jeweils den dritten Platz. Im Jahr der Fußballweltmeisterschaft 1966 gewann er mit Fortuna Düsseldorf die Meisterschaft vor Rot-Weiss Essen und Alemannia Aachen und setzte sich auch in der Aufstiegsrunde durch und zog damit in die Fußball-Bundesliga ein. Klötzer konnte aber den Aufsteiger mit den Leistungsträgern Werner Biskup, Waldemar Gerhardt, Hans-Josef Hellingrath und Peter Meyer nicht im Oberhaus halten und stieg als Vorletzter 1967 ab.
Da das Fortuna-Präsidium wegen des geplanten Neuaufbaus auch den Trainerposten neu besetzten wollte, landete Klötzer zur Runde 1967/68 beim Wuppertaler SV in der Regionalliga West. Aus dem Oberbergischen führte ihn nach zwölf Monaten der Weg in die Essener Hafenstraße zu Rot-Weiß. Als der amtierende Deutsche Meister 1. FC Nürnberg im April 1969 glaubte, sich nur noch durch einen erneuten Trainerwechsel den drohenden Abstieg abwehren zu können, unterschrieb der unerschrockene Kämpfer Klötzer zum 12. April 1969 bei den Franken. Durch die 0:3 Niederlage am Schlusstag beim 1. FC Köln stieg Nürnberg aus der Bundesliga ab. Klötzer belegte mit dem „Club“ in der Regionalliga Süd in der Runde 1969/70 den dritten Rang und konnte danach sieben Monate seinen Akku aufladen um ab dem 24. Februar 1971 wieder bei einem gefährdeten Bundesligaverein sich als Retter zu versuchen. Kickers Offenbach stieg in der „Skandal-Runde“ 1970/71 aber dennoch ab. Wiederum entschied der 34. Spieltag. Klötzers-Elf verlor mit 2:4 Toren beim 1. FC Köln, Rot-Weiß Oberhausen holte sich mit einem 1:1 in Braunschweig einen Punkt und Arminia Bielefeld gewann mit 1:0 Toren bei Hertha BSC. Die Hessen rutschten dadurch auf den 15. Rang zurück und damit aus der Bundesliga und Oberhausen und Bielefeld retteten mit manipulierten Spielausgängen den Verbleib in der Bundesliga. Umgehend führte Klötzer den OFC in der Runde 1971/72 zur Meisterschaft in der Regionalliga Süd und in der Aufstiegsrunde zur sofortigen Bundesligarückkehr. Präsident Canellas setzte aber zukünftig auf Gyula Lorant und der Aufstiegstrainer Klötzer konnte in Ruhe überlegen, womit ein Trainer sich die Gunst eines Präsidiums sichern kann.
Hamburger SV, 1973 bis 1977
Zur Runde 1973/74 übernahm der 51-jährige Kuno Klötzer das Traineramt von Klaus-Dieter Ochs beim Hamburger SV. In der Ligarunde konnte der konsequente Arbeiter nicht auf die Schnelle den Erfolg bewerkstelligen, der HSV belegte am Rundenende den 12. Rang. Im DFB-Pokal zog Klötzer aber mit seiner neuen Mannschaft in das Finale am 17. August 1974 gegen Eintracht Frankfurt ein. In der zweiten Saison – man hatte bei den Neuzugängen mit Horst Bertl, Willi Reimann und Hans-Jürgen Sperlich die richtige Nase bewiesen - glückte die Verbesserung mit dem Erreichen des vierten Platzes aber schon deutlich. Im dritten Jahr, 1975/76, war nur noch der Meister Borussia Mönchengladbach vor den Hamburgern platziert. Am 26. Juni 1976 holte sich die Klötzer-Truppe mit einem 2:0 Sieg gegen den 1. FC Kaiserslautern den DFB-Pokal des Jahres 1976. Mit den Neuzugängen Ferdinand Keller, Felix Magath und Arno Steffenhagen startete der HSV in das vierte Jahr mit Trainer Klötzer. Im Ligabetrieb stellte sich nicht der gewünschte Erfolg ein – Hamburg belegte den sechsten Rang – und Generalmanager Dr. Peter Krohn stellte auch in der Öffentlichkeit immer mehr „Ritter Kuno“ in die Kritik. Trotz dieser offenkundigen Spannungen gewann die Mannschaft von Trainer Klötzer am 11. Mai 1977 in Amsterdam mit einem 2:0 Erfolg gegen RSC Anderlecht den Europapokal der Pokalsieger. Der knorrige Fachmann aus Sachsen, in seiner langjährigen Wanderschaft durch die Ligen war er in seinen zahlreichen Stationen stets ein Prediger der „ehrlichen Arbeit“, stand damit auf dem Gipfel seiner sportlichen Schaffenskraft. Krohn verpflichtete zur Runde 1977/78 Rudi Gutendorf als Klötzer-Nachfolger, dazu den Star des FC Liverpool, Kevin Keegan, und die Etablierung am europäischen Fußballhimmel schien damit festzustehen. Bereits am 27. Oktober 1977 endete die Tätigkeit von Gutendorf in Hamburg, der HSV kam auf den 10. Rang in der Bundesliga, schied im Achtelfinale des Europacup gegen Anderlecht aus und Klötzer rangierte mit Hertha BSC auf dem dritten Platz in der Bundesligarunde 1977/78.
Hertha BSC, Werder Bremen und MSV Duisburg, bis 1982
Klötzer hatte nach seinem Engagement beim Hamburger SV bei Hertha BSC einen neuen Arbeitsplatz gefunden. Hertha hatte in der Saison 1976/77 mit 34:34 Punkten den zehnten Rang belegt. Überraschenderweise führte Klötzer in der Bundesliga hinter den zwei Meisterschafts-Rivalen 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach mit Hertha die Tabelle an und belegte am Rundenende den dritten Rang. Im zweiten Jahr an der Spree ging es in der Bundesliga zwar nach unten aber in den Pokalwettbewerben schlugen sich die Berliner beachtlich. Im UEFA-Cup 1978/79 scheiterte Hertha erst im Halbfinale denkbar knapp an Roter Stern Belgrad. Das DFB-Pokalfinale am 23. Juni 1979 in Hannover gegen Fortuna Düsseldorf verlor Klötzers Mannschaft mit 0:1 Toren in der Verlängerung. Nach dem zehnten Spieltag der Runde 1979/80 wurde Kuno Klötzer am 27. Oktober 1979 bei der finanziell angeschlagenen Hertha entlassen.
In Bremen wurde nach dem Bundesligaabstieg 1980 dringend ein Trainer für den sofortigen Wiederaufstieg gesucht. Präsident Dr. Franz Böhmert und Manager Rudi Assauer vertrauten auf den erfahrenen Fachmann Klötzer und gingen mit ihm in die Runde 1980/81 in der 2. Fußball-Bundesliga Gruppe Nord. Bei den Neuzugängen entschieden sich Assauer und Klötzer für die beiden Oldies Klaus Fichtel und Erwin Kostedde und das Talent von Bergedorf 85, Norbert Meier. Tatsächlich brachte Klötzer Werder sofort in Fahrt, die Mischung in der Mannschaft stimmte, seine Ansprache war authentisch und der Erfolg stellte sich sofort ein. Im Frühjahr 1981 brachten die Folgen eines schweren Autounfalles Kuno Klötzer um die Früchte seiner Arbeit, er konnte sein Traineramt nicht mehr fortsetzen. Ab April setzte Otto Rehhagel seine Mission fort und stieg mit Bremen in die Bundesliga auf und entwickelte sich in den nächsten Jahren überraschend zu einem erfolgreichen Langzeittrainer.
Klötzer versuchte es ab dem 1. Dezember 1981 nochmals als Trainer in die Bundesliga zurückzukehren. Er übernahm nach dem 15. Spieltag den abstiegsbedrohten MSV Duisburg. Aber er konnte die durch permanente Spielerabgänge geschwächten „Zebras“ um Bernard Dietz und Rudolf Seliger nicht vor dem Absturz in die 2. Liga retten und beendete im Sommer 1982 seine Trainer-Laufbahn.
Ruhesitz
Zusammen mit Ehefrau Anneliese, die er als Handballerin in Helmstedt kennen lernte, lebt er heute (2008) in Norderstedt bei Hamburg.
Erfolge als Trainer
- Finale im Länderpokal des Jahres 1953 als Verbandstrainer von Niedersachsen
- Meister 1965/66 in der Regionalliga West mit Fortuna Düsseldorf und Aufstieg in die Bundesliga
- Meister 1971/72 in der Regionalliga Süd mit Kickers Offenbach und Aufstieg in die Bundesliga
- Pokalfinalist 1974 mit dem Hamburger SV
- Pokalsieger und Vizemeister 1976 mit dem Hamburger SV
- Sieg im Europapokal der Pokalsieger 1977 mit dem Hamburger SV
- Halbfinalteilnahme im UEFA-Cup 1978/79 mit Hertha BSC Berlin
- DFB-Pokalfinale 1979 mit Hertha BSC Berlin
- Meister in der 2. Fußball-Bundesliga 1980/81 und Aufstieg in die Bundesliga mit Werder Bremen
Literatur
- Fußball in Niedersachsen, 50 Jahre Niedersächsischer Fußballverband, 1996
- Geschichte der Oberliga Nord, Klartext-Verlag, 1991, ISBN 3-88474-463-1
- Jürgen Bitter, Die Meistermacher, Verlag wero press, 2004, ISBN 3-937588-02-7
- Deutschlands Fußball, Das Lexikon, Sportverlag Berlin, 2000, ISBN 3-328-00857-8
- Deutsche Pokalgeschichte, Agon-Verlag, 2000, ISBN 3-89784-146-0
- Enzyklopädie des deutschen Fußballs, Agon-Verlag, 1998, ISBN 3-89784132-0
- Triumphe im Europapokal, Agon-Verlag, 1996, ISBN 3-928562-75-4
- Spielerlexikon 1890-1963, Agon-Verlag, 2006, ISBN 3-89784-148-7
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