Torhüter: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Worumwiki
Wechseln zu: Navigation, Suche
(Die Seite wurde neu angelegt: Der '''Torwart''' (''Torhüter'', ''Torwächter'', ''Torsteher'', ''Tormann'' oder ''Torfrau'' und ''Torspieler'', auch ''Schlussmann''; Schweiz: ''Goalie'') ist ein Mi...)
 
K (Besondere Regeln)
 
Zeile 75: Zeile 75:
  
 
Der Torhüter ist auch der einzige Spieler, für den das Spiel zur Behandlung einer Verletzung immer so lange unterbrochen wird, bis er wieder einsetzbar ist oder ein Ersatzmann eingewechselt wurde. Wird ein Torhüter des Feldes verwiesen oder so schwer verletzt, dass er nicht mehr weiterspielen kann, und ist das Auswechselkontingent erschöpft, übernimmt ein Feldspieler seine Funktion. Für diesen gelten fortan die Torwartregeln.
 
Der Torhüter ist auch der einzige Spieler, für den das Spiel zur Behandlung einer Verletzung immer so lange unterbrochen wird, bis er wieder einsetzbar ist oder ein Ersatzmann eingewechselt wurde. Wird ein Torhüter des Feldes verwiesen oder so schwer verletzt, dass er nicht mehr weiterspielen kann, und ist das Auswechselkontingent erschöpft, übernimmt ein Feldspieler seine Funktion. Für diesen gelten fortan die Torwartregeln.
 +
 +
[[Kategorie:Fußball]]

Aktuelle Version vom 19. Mai 2009, 19:55 Uhr

Der Torwart (Torhüter, Torwächter, Torsteher, Tormann oder Torfrau und Torspieler, auch Schlussmann; Schweiz: Goalie) ist ein Mitspieler einer Mannschaftssportart. Er ist der defensivste Spieler seiner Mannschaft, und seine Hauptaufgabe besteht darin, zu verhindern, dass das Spielgerät (z. B. ein Ball) ins Tor der eigenen Mannschaft gelangt. Daher wird er auch Torhüter genannt.

Torwarte haben in den meisten Sportarten Sonderrechte gegenüber anderen Spielern. Beim Fußball z. B. darf der Torwart im Strafraum die Hand benutzen. Außerdem trägt der Torwart in der Regel eine spezielle Kleidung und Ausrüstung, die ihn optisch von den anderen Spielern unterscheidet, bestimmte Schutzfunktionen erfüllt (etwa die Torwartmaske und die Torwartschienen beim Eishockey) und ihn in seiner speziellen Aufgabe unterstützt (z. B. erhöhte Fangsicherheit und Aufpralldämpfung durch spezielle Torwarthandschuhe im Eishockey).

Torwarte im Fußball

Bis 1871 war es üblich, dass stets der Erschöpfteste ins Tor ging, also wurde immer wieder gewechselt. Heute ist dies im Freizeitfußball der fliegende Torhüter, der auch auf anderen Positionen spielt. Im Profifußball ist dies zwar regelkonform, aber wegen der Spezialisierung des Torwarts auf seiner Position nicht üblich. Torhüter werden im Gegensatz zu den anderen Spielern selten ausgetauscht. In der Regel tragen Stammtorhüter die Rückennummer 1.

Im „modernen“ Fußball sind die Anforderungen an den Torhüter vor allem in den letzten Jahren gewachsen, was die Technik bei den Rückpässen und der Verantwortung betrifft. Vor allem die Änderungen der Torwartregeln in den letzten Jahren führten dazu, dass der Torwart nun oft die Position als „elfter Feldspieler“ bzw. Libero einnehmen muss. Er darf sich nicht nur auf seine Rolle im Tor beschränken, sondern sollte aktiv am Spielaufbau teilnehmen. Geprägt wurde diese moderne Spielweise vor allem durch den niederländischen Rekordnationalspieler Edwin van der Sar und Jens Lehmann vom VfB Stuttgart.

Manche Torhüter interpretier(t)en ihre Aufgabe aber auch – zur Freude der Zuschauer und teilweise zum Verdruss der Trainer/Mitspieler – anders. So war Petar Radenković bekannt für seine weiten Ausflüge, José Luis Chilavert aus Paraguay führte regelmäßig die Freistöße seiner Mannschaften aus und schoss auch Strafstöße, wobei ihm über 60 Tore gelangen. In der Bundesliga machte sich Hans-Jörg Butt als Elfmeterschütze einen Namen. Am 30. Mai 2006 erzielte in der 63. Minute des WM-Testspiels Polen gegen Kolumbien der kolumbianische Torwart Luis Enrique Martínez einen besonders kuriosen Treffer per Abschlag: Aus rund 90 Metern ließ sein polnischer Gegenüber Tomasz Kuszczak den Ball, der kurz vor der Strafraumgrenze aufsetzte und dann im Bogen über ihn flog, ohne zu reagieren ins Netz fliegen. Dasselbe Kunststück gelang auch Rein van Duijnhoven, als er bei Maastricht spielte. Auch René Higuita, ein weiterer Nationaltorwart Kolumbiens, hatte einen Hang zu kuriosen Kabinettstückchen. Der mexikanische Torhüter Jorge Campos tauschte sogar ab und zu seine selbst entworfenen farbenfrohen Torwarttrikots gegen das eines Feldspielers ein und spielte im Angriff seines Vereins und der Nationalmannschaft[1]. So bewahrheitet sich eine alte Fußball-Weisheit, die besagt, dass Torhüter und Linksaußen ein wenig „anders“ als ihre Mannschaftskollegen seien.

In besonders knappen Spielen kommt es auch immer wieder vor, dass der Torwart der zurück liegenden Mannschaft in den letzten Spielminuten bei Standardsituationen mit in den gegnerischen Strafraum geht, um dank seiner Körpergröße und Sprungkraft an den Ball zu kommen und entweder direkt ein Tor zu erzielen oder den Ball zu einem Mitspieler weiterzuleiten. So gelangen in der Bundesliga Jens Lehmann und Frank Rost auf diese Weise Tore in den Schlussminuten. In der Serie A kam es 1999 zum Tor von Massimo Taibi, es bleibt sein einziges Tor.

Nachdem in den 70er-Jahren das Elfmeterschießen den Losentscheid abgelöst hatte, erhielten die Torleute in vielen wichtigen Spielen eine weitere bedeutende Rolle. Manche Mannschaften bauten auf den Fähigkeiten ihres Torwarts sogar ihre Strategie auf, so z. B. Argentinien bei der WM 1990. Bei Weltmeisterschaften wurden die meisten Elfmeter im Elfmeterschießen von Harald Schumacher/Deutschland (1982/1986) und Sergio Goycochea/Argentinien (1990) gehalten. Beide konnten jeweils 4 Elfmeter abwehren und hatten damit ihren Anteil daran, dass Argentinien und Deutschland bei Weltmeisterschaften aus ihren Elfmeterschießen als Sieger hervorgingen. Im Viertelfinale der WM 2006, Portugal gegen England, hielt Ricardo Pereira als erster Torhüter bei einer WM 3 Elfmeter in einem Elfmeterschießen.

Deutschland gehört zu den Ländern mit vielen herausragenden Torhütern, so dass das deutsche „Torwartproblem“ meistens darin bestand, aus mehreren sehr guten einen auszuwählen. Dies führte schon immer zu Konflikten, insbesondere während der WM 1986 (Schumacher gegen Stein) und vor der WM 2006 (Lehmann gegen Kahn). Zudem ist mit Bodo Illgner ein junger Deutscher Stammtorhüter, der im Alter von 23 Jahren Fußballweltmeister wurde.

Da die guten Torhüter vielfach lange Zeit in ihrer Nationalmannschaft spielen, gehören viele zu den Rekordnationalspielern ihres Landes. In Albanien (Foto Strakosha), Bulgarien (Borislaw Michailow), Dänemark (Peter Schmeichel), England (Peter Shilton), den Niederlanden (Edwin van der Sar), Nordirland (Pat Jennings), Schweden (Thomas Ravelli), Spanien (Andoni Zubizarreta), der Türkei (Rüştü Reçber) und Wales (Neville Southall) sind Torhüter die derzeitigen Rekordhalter (Stand Oktober 2008). Absoluter Rekordhalter ist Mohammad Al-Deayea, der Torhüter von Saudi-Arabien mit derzeit 181 Länderspielen.

Der erfolgreichste Torhüter in Bezug auf WM-Titel ist Gilmar, er wurde mit Brasilien 1958 und 1962 Weltmeister. Zweimal im WM-Endspiel standen ferner Fabien Barthez/Frankreich (1998 und 2006, 1 Sieg), Cláudio Taffarel/Brasilien (1994 und 1998, 1 Sieg), Harald Schumacher (1982 und 1986) und Jan Jongbloed/Niederlande (1974 und 1978).

Der erste Torwart, der bei Weltmeisterschaften in 10 Spielen kein Gegentor kassierte war Peter Shilton/England (zwischen 1982 und 1990), einen EM- oder WM-Titel konnte er aber nie erringen. Bei der WM 2006 stellte Fabien Barthez diesen Rekord ein. Bei der WM 2006 kassierte der Schweizer Pascal Zuberbühler als einziger WM-Torwart, der während der gesamten Turnier-Spielzeit seiner Elf auf dem Rasen stand, außer beim Elfmeterschießen kein einziges Gegentor. Nadine Angerer, Torhüterin der deutschen Damen-Nationalmannschaft, überstand die Damen-WM 2007 in China ohne ein Gegentor kassiert zu haben.

Fünf Torhüter wurden sowohl Welt- als auch Europameister: Dino Zoff/Italien (EM 1968, WM 1982), Sepp Maier (EM 1972, WM 1974) und Fabien Barthez (WM 1998, EM 2000) sowie Silke Rottenberg (Weltmeisterin 2003/Europameisterin 1997, 2001 und 2005) und Bente Nordby (EM 1993 und WM 1995) bei den Frauen. Letztere wurde zudem 2000 Olympiasiegerin. Briana Scurry (USA) konnte ebenfalls Weltmeisterin (1999) und Olympiasiegerin (1996 und 2004) werden.

Der einzige Torhüter, der bisher Europas Fußballer der Jahres wurde ist Lew Jaschin/UdSSR; Mark Bosnich/Australien wurde 1997 Ozeaniens Fußballer des Jahres, José Luis Chilavert/Paraguay 1996 Südamerikas Fußballer des Jahres und Thomas N’Kono/Kamerun 1979 sowie 1982 Afrikas Fußballer des Jahres. In Deutschland und anderen Ländern wurden Torhüter mehrmals zum Fußballer des Jahres gewählt. Am häufigsten der Este Mart Poom (6x):

Weitere bekannte Fußball-Torhüter

Die einzigartige Rolle der Torhüter bringt es mit sich, dass es eine Vielzahl von Spielern auf dieser Position gibt, die auf besonders lange Karrieren im Verein wie in der Nationalelf zurückblicken können. Stellvertretend für diese seien hier nur wenige weitere Goalies aus verschiedenen Epochen genannt:

Siehe auch: Welttorhüter

Besondere Regeln

Siehe Hauptartikel Torwartregeln (Fußball)

Die Regeln für Torhüter wurden in den letzten Jahren mehrfach geändert, um das Spiel zu beschleunigen. Dies betrifft insbesondere die Rückpassregel, nach der der Torwart einen Ball nicht in die Hand nehmen darf, der von einem Mitspieler absichtlich mit dem Fuß zu ihm zurück gespielt wurde, und die Zeit (maximal 6 Sekunden), nach der der Torhüter einen aufgenommenen Ball wieder abspielen muss. Den Gegebenheiten angepasst wurde das Verhalten des Torhüters beim Strafstoß. Mittlerweile ist es ihm erlaubt, sich auf der Linie zu bewegen, er darf die Linie aber weiterhin erst verlassen, wenn der Schütze den Ball berührt hat. Früher führte die Regel, dass er sich nicht bewegen durfte, immer wieder zu Diskussionen, wenn der Torhüter den Ball anschließend gehalten hatte und der Schiedsrichter (oder sein Assistent) die vorzeitige Bewegung nicht erkannt hatte.

Der Torhüter ist auch der einzige Spieler, für den das Spiel zur Behandlung einer Verletzung immer so lange unterbrochen wird, bis er wieder einsetzbar ist oder ein Ersatzmann eingewechselt wurde. Wird ein Torhüter des Feldes verwiesen oder so schwer verletzt, dass er nicht mehr weiterspielen kann, und ist das Auswechselkontingent erschöpft, übernimmt ein Feldspieler seine Funktion. Für diesen gelten fortan die Torwartregeln.