Benicio del Toro

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Benicio del Toro (* 19. Februar 1967 in Santurce) ist ein puerto-ricanischer Schauspieler.

Für seine Rolle des Javier Rodríguez in Steven Soderberghs Traffic – Macht des Kartells erhielt er 2001 einen Oscar als Bester Nebendarsteller. Er ist nicht verwandt mit dem Regisseur Guillermo del Toro.

Jugendjahre und Ausbildung

Kindheit in Puerto Rico, Jugend in den USA

Benicio del Toro kommt als zweiter Sohn von Gustavo del Toro und Fausta Sánchez-del Toro zur Welt. Seine Eltern sind wohlhabende Anwälte in Puerto Rico, wo del Toro auch den größten Teil seiner Kindheit verbringt. Als er neun ist, stirbt seine Mutter an Hepatitis. Zunächst kümmert sich seine Patentante Sarah Del Torres, ebenfalls eine Anwältin, mit um ihn. Auf der katholischen Schule, in die er geht, ist er als lebhafter Schüler bekannt, der gerne mal über die Stränge schlägt.

Nachdem sein Vater eine neue Ehe eingeht, geht del Toro mit 13 Jahren auf ein angesehenes Internat in Pennsylvania, USA. Die Mercersburg Academy versteht sich als unabhängige Schule, die ihre Schüler gezielt auf das College vorbereitet. Del Toro ist hier zunächst auf sich allein gestellt, da er das erste Mal von seiner Familie getrennt ist und anfangs nur wenig Englisch spricht. Er findet aber vor allem über das Basketballspielen Kontakt und Freunde. Im Jahr 1985 schließt er die Schule ab, zu seinem Abschlussjahrgang gehört auch Michael Davies, der später das amerikanische Wer wird Millionär? produziert. Ein weiterer berühmter Absolvent der Schule, der später in Hollywood Karriere gemacht hat, ist James Stewart.

Mit 18 Jahren ging del Toro nach San Diego auf die dortige University of California, er schreibt sich im Hauptfach für Wirtschaftswissenschaften ein. Eigentlich sollte er der Familientradition folgen und Anwalt werden, auch er selber hat eine Karriere als Schauspieler vorher nie in Betracht gezogen. An der Universität aber bewirbt er sich erfolgreich für eine Rolle in einem Theaterstück. Da die Regeln für die Besetzung des Stücks besagen, dass man entweder mindestens im zweiten Studienjahr sein muss oder in drama, also Theaterwissenschaft, eingeschrieben sein muss, ändert del Toro sein Hauptfach kurzerhand in drama um. Seiner Familie erzählt er davon erst später. Als offensichtlich wird, dass del Toro es mit dem Schauspielern ernst meint, unterstützt ihn seine Familie zunächst auch nur zögernd. Sein älterer Bruder Gustavo, der an der UCLA in Los Angeles Physik studiert, gewährt del Toro aber während seiner Zeit dort Unterkunft.

Zu der Ansicht seiner Eltern und Patentante, dass die Schauspielerei nichts Ernsthaftes sei, nichts, was einen ernähren könne, sagt er: I didn’t see it that way. I saw it as a marriage. Zwar hätte er nichts dagegen gehabt, Anwalt zu werden, er sieht sogar gewisse Parallelen zwischen dem Beruf des Anwalts und dem des Schauspielers. In der Schauspielerei aber meint er, seine Berufung gefunden zu haben, auch wenn er damit der Einzige seiner Familie ist, der einen künstlerischen Beruf anstrebt. [1]

Benicio del Toro geht nach New York an die Schauspielschule Circle in the Square, die direkt am Broadway liegt. Nach nicht allzu langer Zeit kehrt er nach Kalifornien zurück, er erhält ein Stipendium für die angesehene Stella Adler Academy of Acting in Los Angeles und studiert dort einige Jahre. Einige frühere Absolventen der Schule sind Marlon Brando, Robert De Niro und Warren Beatty. Del Toro sagt, er habe Stella Adler, die 1992 starb, sehr viel zu verdanken.

Filmisches Schaffen

Erste Auftritte als Gegner von Crockett und Bond

Zwei Jahre nach seinem Schulabschluss in Mercersburg ergattert del Toro nach der Mitwirkung in mehreren Theaterprojekten seinen ersten Auftritt im Film, wenn auch erst einmal im Fernsehen. Er wird in der Krimiserie Miami Vice für eine Nebenrolle besetzt. Nach der Folge Showbusiness (Everybody’s in Showbiz) im Frühjahr 1987 gibt es noch mehrere kleine Rollen für ihn im Fernsehen. Del Toro hat allerdings nicht viel übrig für die Arbeit im TV, sie ist ihm zu oberflächlich und zu rasch, ihm fehlt dabei die Zeit, den Charakter der jeweiligen Figur zu entwickeln.

Arbeit bei Kinoproduktionen ist zunächst selten und nur in geringem Umfang für ihn zu haben. Zwischen 1988 und 1994 spielt er in mehreren Filmen kleinere und größere Nebenrollen, die ihn aber noch nicht bekannt machen. Die wahrscheinlich wichtigste dieser Rollen für ihn war jene als Dario, ein sadistischer Handlanger des Gegenspielers von James Bond in Lizenz zum Töten im Jahr 1989. Während dieser Zeit, del Toro ist Anfang bis Mitte Zwanzig, spielt er schon Nebenrollen in Filmen mit Sean Penn (Indian Runner), John Cusack (Money for Nothing), Javier Bardem (Huevos de Oro), Rosie Perez (Fearless – Jenseits der Angst) und Ed Harris (China Moon). Mit der italienischen Schauspielerin Valeria Golino spielt er in zwei Produktionen zusammen (Big Top Pee Wee und Indian Runner), von 1988 bis 1992 sind die beiden miteinander verlobt.

Die üblichen Verdächtigen

Als eigentlicher Start seiner Filmkarriere kann seine Rolle in Die üblichen Verdächtigen angesehen werden, ein elaborierter Thriller, dessen Drehbuch mehr als eine überraschende Wendung enthält, in einer Geschichte von Täuschung und Verrat. Hier spielt del Toro als einer der fünf besagten Verdächtigen den Fred Fenster, neben, unter anderem, Kevin Spacey und Gabriel Byrne. Als ‚Fenster’ mimt er einen Außenseiter unter den Gangstern, der im feinen Anzug und mit blasierter Miene ein sehr eigenes Englisch spricht, welches selbst seinen Kumpanen kaum verständlich ist. Seine mit Eigenheiten gespickte Interpretation eines vom Drehbuch her eher eindimensionalen Kriminellen bringt ihm die erste wirkliche Anerkennung in Hollywood. Der Film hat Erfolg an den Kinokassen und erlangt einen gewissen Kultstatus. Auch für Kevin Spacey sind Die üblichen Verdächtigen ein Meilenstein in seiner Filmografie und Ausgangspunkt einer weitergehenden Entwicklung.

Filmrollen vor dem Oscar

In den Jahren 1995 und 1996 hat del Toro zunächst viel zu tun, er spielt bei vier Produktionen innerhalb eines Jahres mit und dreht selber einen Kurzfilm namens Submission. Dieser Rhythmus ist ihm zu schnell, er vermisst die Zeit, die er benötigt, um sich in die Figuren wirklich einzufinden. Unter den Filmen in denen er mitspielt ist ein Blockbuster mit Wesley Snipes und Robert de Niro (Der Fan), sowie eine Biographie über Jean-Michel Basquiat, einen Künstler mit Hang zur Selbstzerstörung, der im Umfeld Andy Warhols im New York der Achtziger lebte. Im Folgenden drosselt del Toro das Tempo und spielt an der Seite von Alicia Silverstone auf ihren Wunsch als Entführer wider Willen in Ärger im Gepäck. Dies ist zwar eine erste größere Rolle in einem verhältnismäßig teuren Film, ein Kassenerfolg ist der Film aber nicht.

Für seine Rolle des Dr. Gonzo an der Seite von Johnny Depp in Fear and Loathing in Las Vegas legt er 1998 mehr als 20 Kilo Körpergewicht zu, um der Rolle des Anwalts eine gewisse Feistheit verleihen zu können.

Im Jahr 2000 kamen wieder mehrere Filme mit del Toro in die Kinos. Unter der Regie Guy Ritchies spielt er in Snatch – Schweine und Diamanten eine Nebenrolle als Gangster mit Hang zu Glücksspiel und schicken Klamotten. In der ersten Regiearbeit von Christopher McQuarrie, The Way of the Gun, spielt er wiederum einen Kriminellen. An der Seite von Ryan Phillippe kidnappt er eine hochschwangere Leihmutter, um Geld von ihren reichen Auftraggebern zu erpressen. McQuarrie schrieb schon das Drehbuch für Die üblichen Verdächtigen.

Erfolg mit ‚Traffic‘

Der dritte Film im Jahr 2000 mit del Toro, der noch Ende Dezember in New York und Los Angeles gezeigt wird, entwickelt sich zu einem herausragenden Meilenstein seiner Filmografie. Die Wahl des Starttermins ermöglicht, den Film noch für das Filmjahr 2000 als Vorschlag in die Academy Awards im März 2001 eingehen zu lassen.

In Traffic spielt del Toro einen eher zynischen, aber nicht unsympathischen Drogenfahnder in Mexiko, der versucht, sich zwischen der eigentlich erforderlichen beruflichen Integrität und der ihn umgebenden Korruption und Gefahr treu zu bleiben. In einem Umfeld, in dem die Unterscheidung zwischen ‚Gut’ und ‚Böse’ alles andere als einfach ist, versucht Rodriguez beharrlich, sich einen eigenen Standpunkt zu erobern und zu bewahren.

Benicio del Toro wird für seine Darstellung des Javier Rodriguez als Bester Nebendarsteller mit einem Oscar ausgezeichnet. Drei weitere Oscars gehen an den Film, einer davon an Regisseur Steven Soderbergh. Weitere Auszeichnungen an del Toro, neben vielen anderen, beinhalten einen Silbernen Bären auf der Berlinale 2001 und einen Golden Globe Award. Spätestens mit dieser Rolle wurde del Toro zu einer festen Größe im US-amerikanischen Film.

Filme nach dem Oscar

Seit 2001 hat del Toro in weiteren Filmen mitgewirkt, darunter 2003 in 21 Gramm, dem zweiten Film des mexikanischen Regisseurs Alejandro González Iñárritu. Del Toro spielt eine tragende Nebenrolle als depressiver Ex-Häftling, der große Schuld auf sich lädt, als er einen Vater mit seinen zwei kleinen Töchtern überfährt. Für seine Darstellung war er 2004 erneut als Bester Nebendarsteller für den Oscar nominiert, musste die Trophäe aber Tim Robbins überlassen. In der Comicverfilmung von Sin City von Robert Rodriguez spielte er 2005 die Nebenrolle des brutalen Polizisten Rafferty, dessen Tod fast den Bruch eines Waffenstillstandes zwischen Mafia, Polizei und Prostituierten zur Folge hat.

Sein Erfolg bei Kritik und Publikum hat del Toro einige Angebote für größere Rollen eingebracht, was sich erst mit einiger Verzögerung niederschlägt. An der Seite von Halle Berry hat er eine größere Rolle übernommen in dem Drama Things We Lost in the Fire, der in Deutschland im Juni 2008 in die Kinos gekommen ist. In einem Filmprojekt von Steven Soderbergh namens Che über den lateinamerikanischen Revolutionär Ernesto Che Guevara übernahm del Toro die Titelrolle. Die Filmbiografie umfasst zwei Spielfilme, The Argentine hat die früheren Jahre, Guerrilla die Jahre bis zu Ches Tod in Bolivien 1967 zum Thema. Die Premiere der Filme fand im Rahmen der Filmfestspiele von Cannes im Mai 2008 statt, wo del Toro mit dem Darstellerpreis ausgezeichnet wurde. Der Premierentermin für die Kinos im deutschsprachigen Raum steht noch nicht fest. Derzeit steht del Toro in der Titelrolle für The Wolf Man vor der Kamera, einer Neuverfilmung von Der Wolfsmensch, einem Horrorklassiker aus dem Jahr 1941. Die Veröffentlichung dieses Films ist für April 2009 vorgesehen.

Aussehen und Rollenwahl

Benicio del Toro ist 1,88 Meter groß, er kann massig, gar animalisch wirken, das Wortspiel mit toro (Stier) liegt nahe. [2] Er wird bisweilen mit Marlon Brando verglichen und wird auch als Spanish Brad Pitt bezeichnet[3]. Sein Gesicht, insbesondere die Augenpartie, hat ein tendenziell melancholisches Aussehen. Der Akzent seiner Rollen liegt bei del Toro dementsprechend oft auf dem eher Nachdenklichen, wenn nicht gar Grüblerischen. Eher haben seine Figuren einen kriminellen Hintergrund denn ein Liebesverhältnis. Lauschige Romanzen, in denen die Partner am Ende glücklich zusammen sind, sucht man bisher vergeblich in seinem Repertoire. Auch seine Ausflüge ins Komödiantische sind bis dato rar, was zum Einen an den mangelnden Angeboten liegt, zum Anderen an seinem Interesse für profundere Figuren.

Del Toro sagt von sich, er spüre eine Verantwortung als Latino in Hollywood, er würde nicht alles spielen. Außerdem möchte er nicht lediglich als „latino actor“ gesehen werden, sondern ganz allgemein als Schauspieler ernstgenommen werden. Einige der Rollen allerdings, die er bisher gespielt hat, basieren auf dem Klischee eines Latino, insbesondere jene am Beginn seiner Filmkarriere. Im Allgemeinen sind Nebenrollen mit dem Charakter des Getriebenen, oft solche mit kriminellem Hintergrund, derzeit die herausragendsten in seiner Filmografie.

Privatleben

Del Toro hört gerne Musik, interessiert sich für Kunst und malt selbst seit seiner Zeit in Mercersburg. Sein Lieblingsmaler ist Julian Schnabel, mit dem er auch in Basquiat zusammengearbeitet hat.

Auszeichnungen (Auswahl)


worum Awards

Platzierung bei den Top 10 in 100 (Filmthread): 2. (9,12)


Filmografie

Einzelnachweise

  1. Interview mit Del Toro 1997, abgerufen am 8.1.2008 (englisch)
  2. Kritik in der Washington Post über Traffic (englisch), abgerufen am 8.12.2006
  3. Munzinger Archiv Biographien abgerufen am 28. 3. 2008, kostenpflichtig

Weblinks

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